Ein Monat im Dienst der Zahngesundheit auf den Philippinen: Erfahrungsbericht von Frau Herzog aus Bugko

12.03.2024

Erfahren Sie mehr über Frau Herzogs Erfahrungen in der Klinik, die Herausforderungen der zahnmedizinischen Versorgung und die herzliche Gastfreundschaft der Filipinos.

Vier Wochen auf den Philippinen – ein Monat am anderen Ende der Welt.

Um dorthin zu gelangen, nahmen wir eine Reise auf uns, die über 30 Stunden und drei Flüge in Anspruch nahm. Von Frankfurt über Peking nach Manila und mit einer kleinen Propellermaschine nach Catarman, Nord Samar, führte uns unser Weg ins entfernte Bugko. Abgeholt wurden wir von zwei Klinikmitarbeitern und einem Van, von dem wir später erfuhren, dass er auch als Krankentransportwagen verwendet wird. Dachten wir, wir wären mental vorbereitet auf die Lebensumstände auf den Philippinen, überraschte uns trotzdem die gänzlich andere Atmosphäre, als wir mit dem Van zur Klinik fuhren. Eine schwüle Hitze, Motorenlärm und Straßen gesäumt von simplen Hütten ließen uns anfänglich daran zweifeln, wie gut wir die nächsten Wochen überstehen würden. 

Doch wir wurden positiv überrascht: Das Mabuhay Primary Health Care Center gleicht einer kleinen Oase. Es gibt frisch aufbereitetes Trinkwasser, grüne Gärten und eine schöne Wohnung direkt neben der Zahnstation für die Volunteers. Neben der Dental Clinic existiert auch ein Labor, ein Herbarium und eine allgemeinärztliche Beratungsstelle. 

Das „Mabuhay- St. Francis of Assisi Primary Health Care Center” hat bei den Locals einen ausgezeichneten Ruf, die Patienten nehmen teilweise lange Anreisewege auf sich, um in der Klinik behandelt zu werden. Nahezu alle Gebäude samt (zahn-)medizinischer Einrichtung sind mit ca. 440.000 Euro aus Mitteln der „Stiftung Hilfswerk Deutscher Zahnärzte“ finanziert worden, dazu zählt auch das Lehrschwimmbecken. Hier lernen die Kinder schwimmen, da Ertrinken bei den, vor Ort häufiger vorkommenden, Umweltkatastrophen eine der Haupttodesursachen darstellt. Die Gelder stammen alle aus Spenden deutscher Zahnarztpraxen, darunter waren 90 % der Spender Patienten

Nach dem anfänglichen Kulturschock gewöhnten wir uns sehr schnell an unsere neue Umgebung und fühlten uns für die nächsten Wochen wie zu Hause. Das lag auch zu einem Großteil an der überwältigenden Gastfreundschaft der Filipinos, allen voran Sister Veronica, die uns direkt als unsere „philippinische Lola (Großmutter)“ unter ihre Fittiche nahm. Mit ihr zusammen leitet die deutsche Sister Sabine die Klinik, und als dynamisches Duo leisten sie mit unermüdlicher Energie in der Gegend herum und die Klinik einen großen Beitrag zur medizinischen Versorgung der lokalen Bevölkerung.

Ein Teil des Projektes beinhaltet die zahnmedizinische Versorgung durch deutsche Zahnärzte, die auf freiwilliger Basis die ortsansässigen Patienten behandeln. Viele Filipinos lieben zuckerhaltige Nahrungsmittel, Softdrinks, Donuts etc. sind bei ihnen hoch im Kurs und an jeder Ecke erhältlich. Gleichzeitig mangelt es jedoch an einer ausreichenden mundgesundheitlichen Aufklärung. So bekommt man schon bei den jüngsten Patienten bis auf Zahnfleischniveau verfaulte Backen- und Frontzähne zu sehen. Da die meisten philippinischen Bürger keine Krankenversicherung besitzen, sind Arzt-/Zahnarztkosten für sie oft zu hoch. Die Klinik in Bugko bemüht sich, zahn- /ärztliche Versorgung kostengünstig bereitzustellen, ohne mit den ortsansässigen Zahnärzten in Konkurrenz zu treten (ein vollständiger Verzicht auf Behandlungsgebühren, kann aufgrund der hohen laufenden Kosten der Klinik leider nicht ermöglicht werden). Oftmals können sich die Patienten aufgrund der vorherrschenden Armut nur eine gewisse Anzahl an Extraktionen, geschweige denn Füllungen oder Wurzelkanalbehandlungen leisten. So extrahierten wir oft die gewünschte Anzahl an Zähnen und nicht das volle Ausmaß des Behandlungsbedarfs.

Autorin:

Johanna Herzog
Zahnärztin in Vorbereitung

Vor Ort arbeiten zwei der lokalen Freiwilligen, Maria und Begit, eng mit den deutschen Zahnärzten zusammen. Sie nehmen die Patienten auf, messen den Blutdruck, reinigen die Einheiten und Instrumente und helfen bei der Kommunikation zwischen Zahnarzt und Patient. Natürlich lernten wir auch ein paar nützliche Wörter der fremden Sprache wie „masu-ol“ (Schmerzen), „nga nga“ (Mund öffnen), „tekop“ (Mund schließen) und „pahuway“ (ausruhen). Behandelt wird unter der Woche von 8 bis 12 Uhr und 13 bis 16 Uhr (außer mittwochs, der Nachmittag steht zur freien Verfügung, um Wäsche zu waschen und Einkäufe zu erledigen). Insgesamt bekamen wir einen großen Behandlungs- und Aufklärungsbedarf zu sehen, jedoch reduzierten sich zwischenzeitlich auch mal für ein paar Tage die Patientenzahlen, was darauf zurückzuführen ist, dass die meisten Menschen vor Ort ihren Lohn alle zwei Wochen ausgezahlt bekommen und zu einem gewissen Zeitpunkt des Monats kein Geld für die notwendigen Behandlungen aufbringen können.

Unser Aufgabenbereich bestand zu einem Großteil aus Extraktionen. Obwohl die Klinik sehr gut ausgestattet ist und sogar ein Röntgengerät und Instrumente für Wurzelkanalbehandlungen zur Verfügung stellt, sind solche Behandlungen für die meisten Patienten zu teuer. Ab und an kamen auch Patienten für ein „Cleaning“ vorbei, was oft in Füllungen oder Extraktionen resultierte. Um das Problem der Zahngesundheit bei seiner Wurzel zu packen, planen Sister Veronica und Sister Sabine in Kooperation mit der lokalen Grundschule ein Prophylaxe-Programm. So soll in der Schule eine zahnmedizinische Einheit installiert werden, in der parallel zum Unterricht ein Screening aller Schüler erfolgen soll, um frühzeitig intervenieren zu können.

Sister Sabine und Sister Veronica haben bereits zusammen mit der Stiftung Hilfswerk Deutscher Zahnärzte das OHCP (Oral Health Care Program nach Dr. Klaus de Cassan) entwickelt, bei dem die Kinder der Umgebung regelmäßige Mundgesundheitsinstruktionen erhalten. Zur Unterstützung der häuslichen Mundhygiene erhalten sie Zahnpasten und -bürsten. Auch fluoridiertes Speisesalz wird als Teil des Programms in die Ernährung der Kinder eingegliedert. Des Weiteren erhalten sie jegliche zahnmedizinischen Behandlungen in der Klinik umsonst. Einigen von ihnen sind wir in unserer Zeit in Bugko begegnet.

In unserer Freizeit wurden wir bestens von allen Mitarbeitern der Klinik integriert. So spielten wir abends mit ihnen auf dem klinikeigenen Platz Basketball, erfuhren bei den köstlichen, philippinischen Mahlzeiten im Gespräch viel über Land und Leute und wurden durch den Ort geführt. Unser aller Highlight war die Einladung zu einer Hochzeit, die auf dem Basketballplatz der Klinik stattfand. Hier wurde mit uns ausgelassen getanzt, gelacht und gefeiert. Sogar am traditionellen philippinischen „courtship dance“, dem Kuratsa, durften wir teilnehmen und unsere tänzerischen Fähigkeiten, sehr zum Amüsement aller Filipinos, darbieten. Trotz Regenzeit hatten wir einen tollen Aufenthalt in Bugko, den wir alle nie vergessen werden. Die Gastfreundschaft und Offenheit der Filipinos und aller Klinikmitarbeiter waren großartig, und die Erfahrungen, die wir sammeln durften, sowohl zwischenmenschlich, kulturell als auch zahnmedizinisch, werden uns immer begleiten. So haben wir alle ein kleines Stück unserer Herzen auf den Philippinen gelassen und würden jederzeit wiederkommen!

Hiermit bedanken wir uns besonders bei Sister Veronica und Sister Sabine, die sich während unseres Aufenthaltes immer um uns gekümmert haben. Ebenfalls gilt unser Dank der großzügigen Materialspenden von: DENTAL-Kosmetik, DMG, Dürr Dental, Frasaco und Meisinger. Unsere Zahnarztpraxis Dr. Künkel & Dr. Künkel-Frech hat ebenfalls Material gespendet. :)

Für weitere Informationen zu der gemeinnützigen Organisation besuchen Sie gerne die Website der Klinik: www.mabuhay-ev.de

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